Ladeinfrastruktur 2030: Wie Elektromobilität Tankstellen neu definiert – und worauf Betreiber jetzt achten müssen
E-Mobilität verändert die Tankstellenbranche grundlegend. Erfahren Sie, wie Ladeinfrastruktur, Serviceprozesse & Kundenerwartungen den Markt neu formen.
Die rasante Zunahme von Elektrofahrzeugen (EVs) verändert grundlegend, wie und wo Energie „getankt” wird. Statt an klassischen Zapfsäulen laden E-Autos an Stromanschlüssen – zu Hause, am Arbeitsplatz, auf Parkplätzen oder entlang der Autobahn. Diese Entwicklung stellt Tankstellenbetreiber vor enorme Umbrüche. Erfolgsfaktor Ladeinfrastruktur: Studien und Branchenexperten betonen, dass flächendeckende Ladepunkte in ausreichender Zahl und vor allem hoher technischer Verfügbarkeit entscheidend für die Akzeptanz von E-Mobilität sind. Verbraucher zögern den Kauf eines E-Autos hinaus, wenn sie skeptisch sind, ob genügend funktionierende Ladestationen verfügbar sind – „Reichweitenangst” und Ladefrust gelten als größte Hürden der Elektromobilität. Entsprechend haben Politik und Wirtschaft ambitionierte Ziele: So soll zum Beispiel allein in Deutschland die Zahl öffentlicher Ladepunkte bis 2030 auf eine Million anwachsen. Doch die Transformation reicht über den quantitativen Ausbau hinaus – sie erfasst Betriebsmodelle, Service-Prozesse, Preismodelle und das gesamte Kundenerlebnis rund ums Laden.
Aufbau und Management der Ladeinfrastruktur
Die Planung und Organisation von Ladestationen unterscheidet sich deutlich vom klassischen Kraftstoff-Geschäft. Einerseits braucht es viel mehr Standorte: Öffentliche Lader sollen eine ähnliche Bequemlichkeit und Dichte bieten wie das herkömmliche Tankstellennetz. Andererseits sind E-Autos flexibler – sie laden überall, wo Strom ist. Kurzstreckenfahrer tanken häufig zuhause oder beim Einkaufen. Damit entfällt langfristig ein wichtiger Umsatzbringer herkömmlicher Tankstellen, insbesondere im städtischen Bereich. Neue Wettbewerber wie Ladepark-Betreiber, Energieversorger und Supermärkte drängen zusätzlich auf den Markt. Traditionelle Mineralölkonzerne reagieren unterschiedlich: Einige rüsten ihre Stationen mit Hochleistungsladern aus, andere stoßen Tankstellennetze sogar ab.
Herausforderungen bei Standort und Netz
Beim Ausbau der Ladeinfrastruktur stehen Betreiber vor praktischen Problemen. So erfordert schnelles Laden hohe elektrische Leistung – Netzanschlüsse am Standort müssen leistungsfähig genug sein. Besonders in Städten und an Autobahnraststätten reicht die bestehende Stromnetz-Kapazität oft nicht aus, um mehrere 150+ kW-Schnelllader zu betreiben. Die Optionen reichen vom Netzausbau über Batterie-Puffer bis hin zum Anschluss ans Mittelspannungsnetz. Auch der Platzbedarf verändert sich: Während Verbrenner nach 5 Minuten weiterfahren, stehen E-Autos teils 30 Minuten und länger am Ladepunkt. Stationen müssen daher mehr Park- und Aufenthaltsfläche einplanen – etwa zusätzliche Stellplätze, Sitzgelegenheiten, Gastronomie und gepflegte Sanitäranlagen. Mehrere Betreiber investieren bereits in solche Konzepte: So erweitert BP sein Angebot um „Schnellladen für unterwegs” mit leistungsstarken Stationen, um Ladezeiten zu verkürzen. Shell plant bis 2025 weltweit 500.000 Ladepunkte und kooperiert im Einzelhandel (z.B. mit Waitrose-Supermärkten in Großbritannien) – Ladeparks sollen Kunden attraktive Aufenthaltsmöglichkeiten bieten.
Insgesamt zeichnet sich ab, dass Ladeinfrastruktur in zwei Hauptumfeldern wächst:
- Urban (viele AC-Lader nahe Wohnorten für Fahrer ohne Eigenheim-Stellplatz)
- und Autobahn (HPC-Lader für Langstreckenreisen).
Zudem gilt: Ein professionell gemanagter Standort macht den Unterschied – insbesondere bei Nacht, auf Langstrecken oder in unbekannter Umgebung. Hier zeigt sich, dass Betreiber mit einem starken Servicekonzept punkten. Plattformen wie omis unterstützen bei der Planung, Durchführung und Qualitätssicherung dieser Prozesse – standortübergreifend, transparent und revisionssicher.
Vorausschauende Planung
Betreiberunternehmen wie EnBW planen Ladestandorte mit Blick auf die Zukunft – oft basierend auf der in ~5 Jahren erwarteten Auslastung. Deshalb sind heute mancherorts Ladepunkte noch schwach ausgelastet: Im Schnitt waren 2024 in Deutschland nur 17 % der öffentlichen Lader gleichzeitig belegt. Dieses Überangebot ist teils bewusst: Viele aktuell „noch nicht genutzte” Säulen werden mit dem Hochlauf der E-Fahrzeuge benötigt. Die Kunst besteht darin, rechtzeitig genug Ladeinfrastruktur bereitzustellen, ohne Ressourcen zu verschwenden. Für die nächsten Jahre gilt: Das Ladenetz wächst vorerst schneller als die Zahl der E-Autos, doch genau das soll die Kaufnachfrage stimulieren – schließlich nehmen Verbraucher nur dann ein E-Auto, wenn sie auf verfügbare Lademöglichkeiten vertrauen können.
Stärken traditioneller Anbieter
Klassische Tankstellenbetreiber besitzen gewisse Startvorteile beim Ladeinfrastruktur-Aufbau. Ihre Standorte sind bereits erschlossen – Grundstück, Parkplätze, Shop, WC sind vorhanden. Das spart Investitionskosten gegenüber Newcomern, die neue Flächen entwickeln müssten. Zudem genießen etablierte Marken das Vertrauen der Kunden und können so vorhandene Gastronomie besser in Szene setzen. Große Mineralölkonzerne verfügen über das nötige Kapital und Know-how in der Standortbetreibung, um Lade-Hardware zu finanzieren und ins laufende Geschäft zu integrieren. Dennoch erfordert der Wandel erhebliche Investitionen und neue Kompetenzen. Legacy-Strukturen – z.B. eingespielte Abläufe rund um Kraftstofflogistik – verlieren an Wert, während Know-how in Elektrotechnik, Software und Netzanschluss immer wichtiger wird. Traditionelle Player müssen also intern umlernen oder Partner ins Boot holen, um im “Charging Business” mitzuhalten.
Wartung, Instandhaltung und Verfügbarkeit
Hohe Verfügbarkeit der Ladestationen ist ein kritischer Erfolgsfaktor, noch wichtiger als im Benzin- und Dieselgeschäft. Ein Verbrennerfahrer findet an fast jeder Ausfahrt eine offene Tankstelle – und dort mehrere Zapfsäulen mit nahezu 100% Betriebszeit. Ein E-Mobilist hingegen hat oft weniger Ausweichmöglichkeiten, wenn eine Ladesäule ausfällt. Zuverlässigkeit ist daher das A und O für das Kundenerlebnis. Leider ist die Realität der jungen Ladeinfrastruktur noch verbesserungswürdig: In den USA endet laut J.D. Power jeder fünfte Ladeversuch erfolglos, meist wegen defekter oder inoperabler Stationen. Auch Untersuchungen in Europa zeigen, dass je nach Betreiber 10–20 % der Schnelllader zu einem gegebenen Zeitpunkt außer Betrieb sein können. Solche Ausfälle wären im Kraftstoffmarkt undenkbar und verdeutlichen den Handlungsbedarf. Uptime (Betriebszeit) ist nicht umsonst zu einem KPI der Branche geworden.
Neue Formen des Störungsmanagements
Moderne Ladestationen sind hochkomplexe IoT-Geräte – sie bestehen aus Leistungselektronik, Software, Bezahlsystem und Vernetzung. Die Fehlerbilder reichen von Hardwaredefekten (z.B. Kabel, Steckerkupplungen, Leistungselektronik) über Display- oder Kartenleser-Ausfälle bis zu Kommunikations- und Softwareproblemen. Dies erfordert ein Umdenken im Service: Klassische Tankstellentechnik (Mechanik, Pumpen) unterschied sich stark.
Ein effizientes Störungsmanagement ist daher essenziell. Digitale Monitoring-Lösungen überwachen den Status jeder Ladesäule in Echtzeit und ermöglichen automatisierte Fehleranalysen. Systeme wie omis stellen durch automatisierte Workflows sicher, dass Serviceeinsätze schnell eingeleitet und SLA-Vorgaben eingehalten werden. So können Ausfallzeiten um bis zu 30 % reduziert werden.
Durchgängige Service-Workflows – vom ersten Fehleralarm bis zur Entstörung – sind essenziell, um Ausfallzeiten minimal zu halten. Wartungsverträge definieren klare Reaktionszeiten und Uptime-Garantien für Servicepartner. Beispielsweise kann vereinbart sein, dass binnen 24 Stunden nach Meldung ein Techniker vor Ort sein muss. Solche Abläufe sind in der IT oder bei Geldautomaten längst etabliert und werden nun auf die E-Ladeinfrastruktur übertragen.
Prävention und regelmäßige Wartung
Neben dem Beheben akuter Störungen gewinnt präventive Instandhaltung an Bedeutung. Betreiber führen regelmäßige Checks durch: Ist die Ladekabel-Isolation intakt? Funktionieren Verriegelungen und Not-Aus-Schalter? Sind Display und Anschlüsse sauber und unbeschädigt? Auch Witterungseinflüsse und Vandalismus spielen eine Rolle. Routineaufgaben wie das Reinigen der Anschlüsse, Kabelmanagement (um Kabelbrüche zu vermeiden) und Software-Updates halten die Stationen einsatzfähig. Wichtig ist zudem die Klärung der Zuständigkeiten: Wer trägt Wartungs- und Reparaturkosten – der Standortbesitzer, der CPO oder der Hardware-Lieferant? Oft werden Vollwartungsverträge mit Herstellern abgeschlossen, inkl. Ersatzteilgarantien, um teure Ausfälle nach Ablauf der Gewährleistung zu vermeiden. So hat z.B. die California Energy Commission ermittelt, dass erweiterte Serviceverträge für DC-Lader über $800 pro Jahr kosten können – eine Investition in Zuverlässigkeit. Angesichts der neuen Technik fehlt es der Branche noch an genügend geschulten Servicetechnikern. Experten weisen auf einen Mangel an Elektro-Technikern hin, die oft weite Gebiete abdecken müssen. Umso wichtiger sind Standards und Trainings: Einheitliche Fehlercodes, zertifizierte Schulungen und Erfahrungsaustausch können helfen, die Reparaturzeiten zu verkürzen.
Die Integration solcher Maßnahmen in zentrale Wartungssysteme erhöht nicht nur die Verfügbarkeit, sondern senkt langfristig die Lebenszykluskosten. So hat zum Beispiel volenergy seine Ex-Zonenpläne als digitale Versionen in ihre bestehende omis Instanz implementiert. So können sowohl MitarbeiterInnen als auch PartnerInnen bei Wartungsarbeiten schnell darauf zugreifen ohne ganze Ordnersysteme mitnehmen zu müssen. Das erhöht die Sicherheit auf den Tankstellen enorm.
Vom Tankstellen- zum Lade-Service
Tankstellenbetreiber sind es gewohnt, einen reibungslosen 24/7-Betrieb zu gewährleisten – diesen Anspruch übertragen sie nun aufs Laden. Einige bewährte Prozesse lassen sich adaptieren: So wie tägliche Rundgänge an der Tankstelle Zapfsäulen, Preisanzeigen und Hygiene prüfen, müssen nun Ladesäulen und Umfeld regelmäßig kontrolliert werden. Besonderes Augenmerk liegt auf der Funktionstüchtigkeit der Technik und der Sauberkeit am Standort – beides kann der Betreiber als eigenes Qualitätsmerkmal nutzen. KPMG bestätigt, dass E-Autofahrer gerade auf gepflegte, gut funktionierende Ladestationen Wert legen. Hier können traditionelle Anbieter punkten, die bereits Erfahrung im Facility-Management und Kundenservice vor Ort haben. Natürlich ersetzt das nicht den technischen Support, doch es ergänzt ihn: Ein geschultes Service-Team vor Ort (oder per Hotline) kann einfache Hilfestellung leisten – analog zum Tankwart früherer Tage, der bei Problemen half. Insgesamt entsteht ein neues Service-Paradigma: Weg von der anonymen Ladesäule hin zu einem ganzheitlich gemanagten Lade-Standort, der durch hohe Verfügbarkeit Vertrauen schafft.
Hier zahlt sich Prozessdigitalisierung aus: Tools wie omis ermöglichen eine systematische Planung und Dokumentation aller Wartungsaktivitäten. Betreiber erhalten einen Überblick über Prüfintervalle, gesetzliche Vorgaben und den Zustand ihrer Ladeinfrastruktur. Das schafft Planungssicherheit, entlastet die Administration und vereinfacht Audits.
Gleichzeitig helfen zentrale Dashboards und Analysefunktionen dabei, aus den Wartungsdaten strategische Entscheidungen abzuleiten. Welche Stationen verursachen hohe Servicekosten? Wo häufen sich Ausfälle? Mit solchen Informationen lassen sich Investitionen gezielter planen.
Preisbildung und Monetarisierungsmodelle
Ein weiteres zentrales Element des “Charging Business” ist die Frage, wie sich mit dem Laden Geld verdienen lässt. Geschäftsmodelle rund ums Laden stehen noch am Anfang; viele Anbieter experimentieren mit Preis- und Servicekonzepten. Fakt ist: Elektrizität als Ware ist deutlich günstiger als Kraftstoff, und Heimlader zahlen oft nur ~30 Cent/kWh, was umgerechnet günstiger als Benzin ist. Öffentliche Schnellladeanbieter können jedoch Aufschläge verlangen, da sie Komfort und Zeitersparnis bieten. Typischerweise wird beim DC-Laden pro entnommener kWh abgerechnet – etwa zu Festpreisen zwischen 0,40–0,80 €/kWh je nach Anbieter. Ein Beispiel aus den USA: Ein großes Schnellladenetz berechnet $0,48 pro kWh für spontane Nutzer, während Mitglieder $0,36 zahlen. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Haushaltsstrompreis lag 2022 dort bei $0,16/kWh. Diese Differenz zeigt, dass öffentliches Laden einen Mehrwertpreis erzielt, der die Infrastruktur- und Betriebskosten decken soll.
Verschiedene Preismodelle
Neben dem gängigen kWh-Tarif gibt es Zeitkomponenten (z.B. Blockiergebühren, wenn man nach Ladeende stehenbleibt) und Pauschalen (Startgebühr pro Ladevorgang). Einige Betreiber bieten Abos oder Mitgliedschaften an, die gegen monatliche Grundgebühr vergünstigte kWh-Preise ermöglichen – analog zu Rabatt-Systemen im Kraftstoffmarkt. Andere setzen auf dynamische Preise: höhere Tarife zu Peak-Zeiten oder für High-Power-Charging, um Lastspitzen abzubilden. Auch Roaming-Vereinbarungen beeinflussen die Preise – z.B. wenn ein Fahrer mit einem Ladekarten-Verbund an fremden Stationen lädt, können Aufschläge anfallen. Hier bemüht sich die EU um Standards, damit E-Mobilisten transparenter und ohne dutzende Apps laden können. Seit April 2024 müssen z.B. alle neuen Schnelllader in der EU Kartenzahlung direkt am Terminal akzeptieren, was spontane Ladevorgänge erleichtert. Bestehende Ladestationen müssen bis 01.01.2027 umgerüstet werden. Einheitliche Preisauszeichnung – etwa in ct/kWh wie an der Zapfsäule in ct/L – wird diskutiert, um Vergleichbarkeit für Kunden zu erhöhen.
Direkte vs. indirekte Einnahmen
Schon im klassischen Tankstellengeschäft kamen die Hauptgewinne nicht vom Kraftstoffverkauf, sondern vom Shop und der Gastronomie. Ähnlich dürfte es beim Laden sein: Während der Stromverkauf oft nur geringe Margen bringt, lässt sich während der Ladepause Zusatzgeschäft generieren. Kaffee, Snacks, Restaurants, Shops, Autowäschen – all das hält Fahrer bei Laune und trägt zum Umsatz bei. Besonders auf Langstrecken sind Fahrer bereit, für eine angenehme Pause Geld auszugeben. Stationen entlang der Autobahn profitieren von diesem Effekt am meisten: Dort werden hohe Ladeleistungen nachgefragt, was pro Minute mehr kWh (und Umsatz) bedeutet, und zugleich entstehen Umsätze im Café, während die Kunden die Ladezeit überbrücken. Einige Anbieter denken noch einen Schritt weiter: Zusatzdienste wie reservierbare Ladeplätze (Garantie ohne Wartezeit), Premium-Lounges gegen Gebühr oder Park&Charge-Pakete (kombiniertes Laden und Parken in Innenstädten) könnten neue Einnahmequellen werden. Zudem gibt es Überlegungen, Ladeinfrastruktur in Energienetz-Dienstleistungen einzubinden – z.B. Lastmanagement oder Rückspeisung (Vehicle-to-Grid) gegen Vergütung durch Netzbetreiber. Kurzfristig steht jedoch der klassische Absatz im Vordergrund: Strom verkaufen und dabei möglichst Kunden binden, die regelmäßig kommen.
Monetarisierung in der Praxis
Viele Mineralölunternehmen sehen im Laden einen zukunftsträchtigen Markt und investieren trotz derzeit geringer Renditen kräftig. BP prognostiziert, dass sein EV-Geschäft ab 2025 profitabel sein wird. Shell hat klare strategische Säulen definiert: städtische Lade-Hubs, Schnelllader auf Hauptverkehrsachsen und Partnerschaften mit Einzelhandel – all das zielt darauf, eine kritische Masse an Nutzern zu erreichen. Denn in der Regel gilt: Auslastung ist der Schlüssel zur Wirtschaftlichkeit. Ein Ladepark rechnet sich erst, wenn genügend Fahrzeuge pro Tag laden (ähnlich wie ein Tankstellenshop Mindestkundenzahlen braucht). Daher setzen Betreiber auf Skaleneffekte – große, gut positionierte Ladeparks – und auf Differenzierung, um Fahrer gezielt anzulocken (dazu im nächsten Abschnitt mehr). Trotz hoher Anfangsinvestitionen zeigen erste Erfolgsbeispiele (z.B. Tesla Supercharger-Netz), dass man mit einem dicht vernetzten, zuverlässigen Ladenetz nicht nur Einnahmen generieren, sondern auch die Markenloyalität der Kunden steigern kann.
Kundenerwartungen und Lade-Erlebnis
Elektromobilität stellt neue Ansprüche an das Kundenerlebnis, die über den reinen Ladevorgang hinausgehen. E-Autofahrer erwarten heute ein Laden, das komfortabel, sicher und nahtlos ist – idealerweise ähnlich einfach wie das Tanken von Benzin, trotz der längeren Dauer.
Wichtigkeit der Verfügbarkeit
Der vielleicht entscheidendste Erwartungsfaktor ist, dass eine benötigte Ladestation verfügbar und funktionstüchtig ist. Nichts frustriert mehr, als mit wenig Restakku an einen defekten oder belegten Lader zu kommen. Hier haben viele Fahrer bereits negative Erfahrungen gemacht – wie erwähnt, klagt ein erheblicher Anteil über Ladeabbrüche und Out-of-Service-Stationen. Die Branche reagiert mit Transparenz-Apps (Anzeige freier Stationen in Echtzeit) und durch Öffnung vormals proprietärer Netze. Beispielsweise erlaubt Tesla mittlerweile auch Fremdfabrikaten Zugang zu Teilen seines Supercharger-Netzes, da dessen hohe Zuverlässigkeit branchenweit Maßstäbe setzt. Für Fahrer zählt am Ende die verlässliche Verfügbarkeit von Strom – wer dies bieten kann, gewinnt Vertrauen und Marktanteile.
Bequemlichkeit und Einfachheit
Ladeerlebnisse sollen möglichst benutzerfreundlich sein. Kunden erwarten intuitive Bedienung der Ladesäule, problemlose Authentifizierung (am liebsten Plug & Charge, wo das Auto sich automatisch identifiziert) und gängige Zahlungsmethoden ohne Hürden. Die Zeiten, in denen man fünf verschiedene Apps oder RFID-Karten brauchte, sind vorbei – Roaming-Abkommen und EU-Vorgaben erleichtern den Zugang. Bereits heute sind viele Ladekarten interoperabel, und die Entwicklung geht zur Integration: Autohersteller bauen Ladefinder ins Navi ein und bieten ein zentrales Abrechnungssystem an. Mercedes-Benz etwa errichtet eigene „Charging Hubs” mit reservierbaren Plätzen und Markenbranding, um ein Premium-Ladeerlebnis zu schaffen. Solche Angebote zielen darauf, das Laden nahtlos in die Mobility Journey einzufügen.
Aufenthalt und Zusatzangebote
Weil das Laden länger dauert als das Tanken, rücken Kundenkomfort und Zeitvertrieb in den Fokus. Fahrer wünschen sich während der Wartezeit sinnvolle Beschäftigung oder Entspannung. Laut Umfragen sind insbesondere Ladegeschwindigkeit, Kosten und Zeitvertreib die kritischen Zufriedenheitsfaktoren. Viele Ladestandorte reagieren darauf, indem sie dem Kunden „mehr bieten”: kostenlose WLAN-Hotspots, bequeme Sitzgelegenheiten, Cafés oder Einkaufsmöglichkeiten direkt am Ladepunkt. So kann die Ladepause z.B. zum Kaffeetrinken, E-Mails checken oder Einkaufen genutzt werden. In Autobahnnähe entstehen teils Lounge-Bereiche für Reisende, in der Stadt kombinieren Einkaufszentren das Parken mit Laden als Service für Kunden. Diese Customer Experience ist ein wichtiges Differenzierungsmerkmal: Eine saubere, sichere Umgebung mit Beleuchtung und Überdachung schafft Vertrauen, besonders bei nächtlichem Laden. Auch familiengerechte Angebote (Spielplatz, Wickelraum) können den Unterschied machen, ob E-Mobilisten gezielt einen Ladeort ansteuern. Insgesamt gilt: Das Ladeerlebnis sollte positiv und stressfrei sein – das Fahrzeug lädt, und der Fahrer kann die erzwungene Pause möglichst produktiv oder angenehm verbringen.
Hohe Ansprüche, hoher Wettbewerb
Da E-Autofahrer digital vernetzt sind, sprechen sich gute wie schlechte Ladeerlebnisse schnell herum (Stichwort: Bewertungen in Apps). Anbieter stehen somit im Wettbewerb um die Kundenzufriedenheit. Diese umfasst neben der reinen Verfügbarkeit und dem Preis auch Soft Facts wie Freundlichkeit des Service (Hotline-Verfügbarkeit bei Problemen), Transparenz (klar ausgewiesene Tarife, Ladefortschritt-Anzeige) und Kulanz bei Störungen. Wer hier überzeugt, bindet Kunden langfristig – ähnlich wie Tankstellen bislang mit Gratis-Windschutzscheibenreinigung oder Loyalty-Programmen Kundenloyalität förderten.
Wettbewerbsvorteil Ladeinfrastruktur – Fazit
Ladeinfrastruktur hat sich vom infrastrukturellen Nebenprozess zu einem zentralen Wettbewerbsfaktor in der Mobilitätsbranche entwickelt. Autohersteller, Energieversorger und Mineralölunternehmen – alle investieren in das Ladenetz als strategisches Asset. Ein dichter, zuverlässiger und kundenfreundlich organisierter Verbund von Ladestationen kann über Markenwahl und Standortattraktivität entscheiden. Das zeigt sich exemplarisch an Tesla: Deren proprietäres Supercharger-Netz galt lange als Alleinstellungsmerkmal, das Käufer in die eigene Ökosystem-Welt zog und für hohe Zufriedenheit sorgte. Nun öffnen andere Hersteller und Betreiber ihre Netze oder kooperieren, um nicht abgehängt zu werden. Differenzierung durch Qualität heißt die Devise: Ladeanbieter versuchen, sich etwa durch überlegene Standorte, höchste Ladeleistung oder Zusatzservices abzuheben.
McKinsey identifiziert drei Kernfaktoren für erfolgreiche Ladeanbieter:
- Standortnetz – viele günstig gelegene Ladepunkte in Reichweite der Kunden,
- Ladeleistung – schnellere Lader verkürzen Wartezeiten,
- Partnerschaften – z.B. mit Einzelhandel oder Flottenbetreibern, um Nutzung und Mehrwert zu steigern.
Gepaart mit attraktiver Customer Experience (Reservierungen, Shops, Gastronomie) entsteht so ein Angebot, das Fahrer gezielt anzieht und bindet.
Für klassische Tankstellen könnte die Organisation der Ladeinfrastruktur zum Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb werden. Nicht jeder Standort wird überleben, wenn Verbrenner-Umsätze wegbrechen – aber diejenigen, die sich als zuverlässige „Lade-Hubs” etablieren, haben beste Chancen. Hier lassen sich jahrzehntelange Erfahrungen aus dem Tankstellengeschäft nutzen: Kundennähe, Betriebsführung, Sicherheitsstandards. Gleichzeitig müssen Innovationen Einzug halten, von der Hochvolt-Technik bis zur digitalen Plattform. Das „Charging Business” erfordert somit ein Umdenken auf allen Ebenen. Es ist mehr als das Aufstellen von Säulen – es umfasst Planung mit Weitblick, proaktiven Service, kluge Preisstrategien, kundenorientierte Angebote und die richtigen Partner. Wer diese Puzzleteile erfolgreich zusammensetzt, wird im Zeitalter der Elektromobilität eine führende Rolle einnehmen. Die klassische Tankstelle wandelt sich zur Mobilitätsstation der Zukunft – und die jetzige Pionierphase entscheidet, wer im neuen Ökosystem die Nase vorn hat.
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